Der Rasenmäher deiner Seele

Jun 21, 2023

Auf dem Grundstück unseres Mehrfamilienhauses haben wir einen schmalen Streifen Wiese mit allerlei Wildkräutern, die im grünen Smoothie der Kleinen landen. Und letztes Jahr, als zwei Monate mal keiner zum Rasenmähen kam und sich alles ein bisschen mehr entfalten konnte, hat sie entdeckt, dass zwischen dem Grünzeug auch Walderdbeeren wachsen. Jedenfalls die Blätter davon.

 

Ganz unscheinbar zwar, weil sie immer wieder abrasiert worden waren, aber da.

 

Also hat meine Kleine die wilden Erdbeerpflanzen ausgegraben und eine kleine Rabatte am Zaun angelegt, damit sie groß werden können. Am Anfang und am Ende hat sie liebevoll zwei Stöcke in die Erde gerammt und mit einer Schnur verbunden, um deutlich zu machen, dass dieser Teil nicht gemäht werden soll.

 

Es kam, wie es kommen musste. Zwei Mähzyklen blieben die Erdbeeren heil, und eines schönen Tages, als die Kleine den neusten Fortschritt bestaunen wollte, waren sie plötzlich weg.

 

Nur noch kahle Strünke ragten in den Himmel, obwohl alle Pflanzen schon Blüten und einzelne sogar erste grüne Früchte getragen hatten. Sogar die gelben Markierungsschilder waren abgemäht worden und lagen wie Teile eines Puzzles herum, von denen die Hälfte fehlt.

 

So wütend habe ich die Kleine selten gesehen. Sie rief bei der Hausmeisterfirma an, die sich entschuldigte, da der betreffende Vertretungsmitarbeiter das beim Rasenmähen nicht gesehen hatte. Nicht gesehen? Wie kann man denn so was nicht sehen?!

 

Tja. Genauso läuft es doch manchmal auch im Leben. Eine Idee keimt auf, wächst und nimmt Stück für Stück Gestalt an. Die ersten Blüten sind da. Aber der sichtbare Erfolg im großen Stil noch nicht.

 

Und dann passiert etwas, das alles erst mal wieder in den Staub tritt. Jemand, der neidisch ist, spuckt einem in die Suppe. Ein „Das ist doch unrealistisch“ haben wohl viele schon mindestens einmal gehört. Klein gehalten werden, damit keine Früchte wachsen können. Da ist ein „Hat doch eh alles keinen Sinn“ oft nicht mehr weit.

 

Und was haben die Erdbeeren gemacht? Ihre Kräfte gesammelt und auf die nächstbeste Gelegenheit gewartet. Die kam diesen Sommer.

 

Zum Glück lassen Pflanzen sich nicht entmutigen – vielleicht, weil sie nicht denken können. Sie wachsen einfach. Weil das Fruchtbringen in ihnen angelegt ist.

 

Die Kleine jedenfalls hat dazu die besten Voraussetzungen geschaffen und nach dieser Mähaktion – zusätzlich zur Schnur – noch ein Schild aufgestellt: „Bitte nicht mähen – diese Rabatte wird liebevoll gepflegt“.

 

Die doppelte Grenze hat sich mehr als gelohnt. Denn das Erdbeerergebnis schmeckt so was von aromatisch und ursprünglich – einfach nur wundervoll.

 

Haben Sie einen Schutzraum, in dem Ihre besten Ideen heranreifen und sich entfalten können?

 

Jeder Mensch mit einer neuen Idee ist ein Spinner,
bis die Idee Erfolg hat.

Mark Twain

Image by Bruno from Pixabay.

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