Besonderheiten bei einem wissenschaftlichen Lektorat

Manche Sprachkonventionen werden für das Wissenschaftslektorat bedarfsgerecht angepasst oder präzisiert. Vor allem bei der ersten wissenschaftlichen Arbeit wie einer Bachelorthesis sind viele Dinge neu und müssen erst verinnerlicht werden.

Im Folgenden finden Sie eine Auswahl von Gestaltungsrichtlinien, die ich im Rahmen eines akademischen Lektorats umsetze. Die Standards der American Psychological Association finden Sie unter APA 7. Wenn Sie mir abweichende Maßgaben vor Beginn des Lektorats mitteilen, arbeite ich Ihre Wünsche gern ein.

1. Anführungszeichen und Hervorhebung in wissenschaftlichen Arbeiten

Doppelte Anführungszeichen werden in wissenschaftlichen Arbeiten nur für Direktzitate oder zur Hervorhebung von Buchtiteln, Zeitungsnamen o. Ä. verwendet.

Zur Hervorhebung können einfache Anführungszeichen (,…‘) verwendet werden (z. B. „die Variable ,Verträglichkeit‘ “).

Eine Kursivierung kann sowohl für Werktitel als auch zur Hervorhebung genutzt werden, dient aber hauptsächlich dazu, fremdsprachliche oder namensähnliche Begriffe sowie Gedanken bzw. innere Monologe hervorzuheben. Fremdsprachliche Bezeichnungen werden nur kursiviert, wenn sie in der Originalsprache und nicht als eingedeutschte Begriffe verwendet werden (z. B. „das englische Wort commitment bezeichnet “, aber: „Sein Commitment sprach für eine hohe Veränderungsmotivation.“).

Falls ein Glossar vorhanden ist, werden nur die Glossar-Begriffe kursiv geschrieben, d. h., andere Hervorhebungen müssen durch einfache Anführungszeichen markiert werden.

2. Anthropomorphismus

Ein weitverbreiteter Stilfehler in wissenschaftlichen Arbeiten ist der Anthropomorphismus, bei dem menschliche Tätigkeiten auf einen abstrakten Begriff übertragen werden: „Die Studie untersuchte …“. Besser: „Die Studie belegt …“ oder „Die Forschungsgruppe untersuchte …“.

3. Ich, wir und man

Pronomen der 1. Person sollten möglichst vermieden werden und haben nur in Teilen einer wissenschaftlichen Arbeit eine Berechtigung, in denen es um eine Reflexion geht (z. B. im Vorwort oder bei einer Selbsteinschätzung des Therapieverlaufs). An allen anderen Stellen werden Umschreibungen genutzt („Die Verfasserin dieser Arbeit “).

Formulierungen mit „man“ wirken oft zu allgemein oder unpräzise. Meistens kann problemlos durch eine Passiv-Formulierung ersetzt werden (z. B. „Das Syndrom lässt sich in drei Schweregrade unterteilen“ statt „Das Syndrom kann man in drei Schweregrade unterteilen“).

Auch die Leser sollte man in einer wissenschaftlichen Arbeit in der Regel nicht ansprechen.

4. Wie funktioniert Gendern?

Nach den offiziellen Regelungen ist bisher nur eine Variante erlaubt, nämlich die mit Schrägstrich (z. B. „der/die Patient/-in“). Allerdings kommt diese Genderform schnell an ihre grammatikalischen Grenzen.

Hier kann die Weglassprobe helfen: Ist das Wort noch vollständig und sinnvoll, wenn der Wortteil nach dem Schrägstrich weggelassen wird oder man den Teil vor und nach dem Schrägstrich zusammen liest? Wenn nicht, sind neutrale Formulierungen („Erkrankte“) und Beidnennungen („Patientinnen und Patienten“) eine Alternative. Einige Beispiele hierzu:

„Ein/-e Patient/-in“ ist korrekt, aber „die Patient/-innen“ ist falsch, da die Endung „en“ von „Patienten“ fehlt.

„Ein/-e Klient/-in“ ist richtig, aber „des/der Klienten/-in“ nicht, weil „Klientenin“ kein Wort ist.

„Ärzt/-in“ ist nicht korrekt, weil „Ärzt“ kein Wort ist, da die männliche Form „Arzt“ fehlt.

Bei Genderformen, die bisher nicht im Duden fixiert sind („Patient*innen“, „Student:innen“, „KlientInnen“), gibt es noch keine offiziellen Regelungen, deshalb wird das von vielen etwas lockerer gehandhabt.

Ein Gender-Disclaimer („In dieser Arbeit wird das generische Maskulinum verwendet“) wird von vielen Dozierenden als nicht umfassend genug angesehen. Damit das nicht zu einem Punktabzug bei der Bewertung Ihrer wissenschaftlichen Arbeit führt, sollten Sie diese Frage sicherheitshalber mit Ihrer Betreuungsperson besprechen.

Zusammensetzungen, deren Beginn nicht gegendert ist (z. B. „Patientenfragebogen“), passe ich nicht an. Der Duden empfiehlt zwar auch hier das Gendern; allerdings können schnell und unbemerkt Bedeutungsverschiebungen entstehen.

5. Rhetorische Fragen oder Metaphern

In wissenschaftlichen Arbeiten können rhetorische Fragen manipulativ wirken oder dem Text einen zu mündlichen Touch verleihen. Oft können sie problemlos umformuliert oder ohne wesentlichen Informationsverlust gestrichen werden.

Metaphern („Das sprengt den Rahmen dieser Arbeit.“) klingen meistens zu umgangssprachlich. Eine Alternative wäre: „Das geht über den Rahmen dieser Arbeit hinaus.“

6. Wikipedia

Immer mal wieder sehe ich in einer Bachelorarbeit, dass Wikipedia zitiert wird. Das ist problematisch, weil die Inhalte jederzeit geändert werden können und damit schwer nachprüfbar sind.

Außerdem bekommen Gutachter:innen möglicherweise den Eindruck, dass Sie die wissenschaftlichen Quellen nicht ausreichend recherchiert und/oder gedanklich durchdrungen haben.

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